Unterrichtsgang zu den Stolpersteinen


238 Stolpersteine sind bisher in Lübeck verlegt worden. Es handelt sich hierbei um 10×10 cm große Messingplatten, die auf einem Betonpflasterstein befestigt sind und in den Gehweg eingelassen werden. Sie befinden sich vor Häusern, in denen einmal Personen gewohnt haben, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden.

Die Prägung der Platte enthält neben der wiederkehrenden ersten Zeile „HIER WOHNTE“ den Namen, das Geburtsjahr, das Jahr der Deportation oder Verhaftung, das Datum der Ermordung oder der Flucht dieses Bürgers/dieser Bürgerin. So bleiben sie in der Stadt und in der Nachbarschaft in Erinnerung, aus der sie gerissen wurden.

In Teams bereiteten wir, die 9d, Kurzvorträge zu verschiedenen Personen vor. Auf diese Weise konnten wir uns einen Einblick in ihr damaliges Leben verschaffen. Die Umstände ihres Todes sind verstörend. Sie wurden hingerichtet, weil sie Juden, Sinti, Roma, politische Gegner, Zeugen Jehovas oder Homosexuelle waren.

Ramon und Mehmet sowie Michelle und Noor berichteten z.B. über die Familie Sonja und Elias Prenski, die in direkter Nachbarschaft zu unserer Schule wohnte. Die Adlerstraße 7 war ihr Zuhause. Sie verdienten ihr Geld mit dem Verkauf von Schmierfetten und Ölen an Landwirte. Gemeinsam mit ihren Kindern Max, Martin und Margot wurden sie 1941 nach Riga deportiert. Sonja kam ins Konzentrationslager Stutthof und ihre Kinder wurden mit LKWs in den Bikerniekiwald gefahren, wo sie neben tausend anderen Gefangenen ermordet wurden.

Die älteste Tochter, Sophie, die bei uns am Marquardplatz zur Schule ging, konnte 1940 mit dem letzten illegalen Transport über die Donau und das Mittelmeer nach Palästina fliehen. Kurz vor der Küste gab es eine Detonation an Bord und Sophie konnte sich schwimmend an Land retten.

Viele Jahre später nahm eine Lübecker Schule Kontakt zu ihr auf, da sie sich nach den ermordeten Geschwistern Prenski benennen wollte. Genau einen Tag nach der Namensgebung, verstarb Sophie im Jahr 1994. Es ist ein schöner Gedanke, dass sie noch erlebt hat, wie ihre Geschwister auf diese Weise niemals in Vergessenheit geraten werden.

Die Klasse 9d der Julius-Leber-Schule

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