Schlagwortarchiv für: Toleranz

Jurek Szarf – Zeitzeuge des Holocaust

Im Religionsunterricht werden im Rahmen der Unterrichtseinheit „Weltreligionen“ auch Orte aufgesucht, die diese Religionen veranschaulichen. Nicht nur um ein Verstehen der Gegenwart zu ermöglichen, sondern uns auch die Vergangenheit bewusst zu machen. So war eine Gruppe von 9. und 10. Klässlern mit Frau Terra, der Religionslehrerin, in der Lübecker Synagoge, um  dort Jurek Szarf, dem letzten Zeitzeugen des Holocaust zu begegnen.

Nach der eindrucksvollen Führung eines Gemeindemitglieds durch die Synagoge berichtete Jurek Szarf, wie er als Kind dem Grauen des Nationalsozialismus begegnete. Er beschrieb den Tagesablauf in den drei Konzentrationslagern, in denen er zwangsinterniert war. So berichtete er ganz ruhig, wie die Zwangsarbeiter morgens einfach aus einem Auto erschossen wurden und er durch die Fürsprache seiner Tante, die für diesen Kommandanten mit ihren guten Sprachkenntnis als Sekretärin unverzichtbar war, ihm das Leben mehrfach rettete. Er selbst arbeitet als Tütenkleber und bekommt heute 270,- Euro Rente dafür. Seine Tante und seine Mutter wurden ermordet, nur er und sein Vater kamen mit von Läusen zerfressenen Beinen nach Kriegsende nach Berlin, ein Jahr lang konnte er nur Pellkartoffeln und Butter vertragen. Wenn er nach seinem Namen gefragt wurde, antwortete er :„Drecksjude, Saujude“, etwas anderes hatte er nie gehört. Als er mit 13 erstmalig in die Schule kam, wurde er ausgelacht, er blieb dort nur zwei Tage. Als sein Vater zwei Jahre später an den Folgen der Internierung starb, war er 16, mit 18 ging er nach NewYork, wie viele andere Juden, um dort sein Glück zu machen. Er arbeitete als Cutter beim Film, Schmuckhändler und importierte Perlen aus Japan.

Er hat ein Buch geschrieben über seine Erlebnisse und er will nicht aufhören, darüber zu sprechen. So würde er seine Angsttraumata im Griff behalten. Die Begegnung mit ihm hat uns alle still werden lassen  vor der inneren Grösse dieses Menschen. Mögen wir so wach sein, so etwas nie wieder geschehen zu lassen.

Frau Terra