Namensgeber Julius Leber
Die Schulkonferenz entschied sich im Jahr 2010 für den neuen Schulnamen:
Julius Leber Schule – Grund- und Gemeinschaftsschule der Hansestadt Lübeck.
Der Namensgeber Julius Leber war ein Deutscher Politiker (SPD) und Journalist; Förderer Willy Brandts in Lübeck und vor 1933 Lübecks bedeutendster Sozialdemokrat
- 1891 geboren
- 1921–1933 Redakteur bzw. Chefredakteur des Lübecker Volksboten und Abgeordneter in der Lübecker Bürgerschaft
- 1924–1933 Mitglied des Reichstags
- 1933–1937 in Haft u.a. in Konzentrationslagern
- 1937–1944 aktiver Widerstand gegen das NS-Regime
- 1944 Verhaftung kurz vor dem gescheiterten Attentat auf Hitler vom 20. Juli
- 1945 hingerichtet
Seine Lebensgeschichte im Detail
Julius Leber wurde 1891 in ärmlichen Verhältnisse in Biesheim im Elsaß geboren, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Er machte nach der Realschule unter äußerst schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg und studierte danach in Straßburg und Freiburg Geschichte und Nationalökonomie.
Nach dem 1. Weltkrieg beendete er sein Studium mit einer Doktorarbeit.
1921 kam er nach Lübeck, um dort als Redakteur, später als Chefradakteur bei der sozialdemokratischen Zeitung »Lübecker Volksbote« zu arbeiten.
Noch im selben Jahr wurde er SPD-Bürgerschaftsabgeordneter und 1924 auch noch Reichstagsabgeordneter für Lübeck. Leber trat in dieser Zeit kompromisslos für die Rechte des einfachen Mannes ein und war bei den Arbeitern Lübecks sehr beliebt. Sein aufrechter Widerstand gegen die aufkommende Nazi-Barbarei verhalf ihm aber auch zu einem hohen Ansehen über alle Parteigrenzen hinaus.
Als Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt war, begann auch in Lübeck die Menschenjagd auf Republikaner und Demokraten. Julius Leber wurde einer der ersten Gefangenen. Erst 1937 wurde er nach langen Misshandlungen – u.a. ein volles Jahr Dunkelarrest – aus dem KZ entlassen.
Er setzte ungebrochen seine Widerstandsarbeit fort und kam 1943 in Kontakt zu dem Widerstandskreis um Gördeler, James Graf von Moltke, Graf Stauffenberg. Leber sollte nach dem geplanten Umsturz in der neuen Regierung Innenminister werden.
Bereits am 5. Juli 1944 erfolgte seine erneute Verhaftung durch die Gestapo. Seine aufrechte Haltung vor dem Volksgerichtshof beeindruckte selbst [dessen Vorsitzenden] Freisler.
Julius Leber wurde zum Tode verurteilt und am 5. Januar 1945 hingerichtet.
Begründung:
Dr. Julius Leber hat viele Jahre seines Lebens in Lübeck publizistisch und politisch gewirkt. Dabei trat er konsequent für die Belange der sozial Benachteiligten ein, wobei er sich wegen seiner geradlinigen Haltung aber auch Anerkennung über alle Parteigrenzen hinweg erwarb.
Seinen größten Rückhalt hatte er jedoch stets in der Lübecker Arbeiterschaft, so in dem „Kleine-Leute“-Stadtteil St. Lorenz Nord, in dem sich unsere Schule befindet.
In seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus reiht er sich ein in die Liste aufrechter Lübecker, die im Kampf gegen Totalitarismus und für Demokratie ihr Leben riskierten oder gar damit bezahlten. Thomas und Heinrich Mann, Karl Friedrich Stellbrink, Eduard Müller, Johannes Prassek und Hermann Lange, Willy Brandt oder auch weniger namhafte wie Edmund Fülscher u.a.
Der Schulname „Julius-Leber-Schule“ verpflichtet alle am Schulleben Beteiligten, sich mit dieser großen Persönlichkeit auseinanderzusetzen und sich an seiner Haltung zu orientieren: Julius Leber steht wie kaum ein anderer für Engagement, Zivilcourage und Mut, aber auch für Aufrichtigkeit, Unbeugsamkeit und Geradlinigkeit – Werte, die in der pädagogischen Arbeit mit jungen Leuten immer mehr an Bedeutung gewinnen. Erziehung braucht Leitbilder!
Gerade in einer sozialen Brennpunktschule wie unserer verpflichtet der Name Julius Leber ferner zu gegenseitigem Respekt und zu multikultureller Toleranz und zur Integration aller in das Schulleben. Leber selbst hat sich Zeit seines Lebens gegen jede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung eingesetzt.
Leber selbst stammte aus einfachen kleinbäuerlichen Verhältnissen, schaffte es aber unter schwierigsten wirtschaftlichen Bedingungen, die Hochschulreife zu erlangen und zu studieren. Auch in dieser Hinsicht mag er auf Gemeinschaftsschüler beispielgebend wirken.